FUSSBALLGOTT MARS

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Auch Diktatoren haben Hobbys. Stalin liebte die Jagd (auf Menschen), Ceaușescu liebte ebenfalls die Jagd (auf Menschen und Tiere), Kim Jong-un ist glühender Basketball-Fan, Sebastian Kurz liebt Strache, und Viktor Orbán und Aleksandar Vučić sind verrückt nach Fußball. Die beiden Letztgenannten betreffend ist bemerkenswert, dass sie mit dem Fußball auf unterschiedliche Art und Weise in Kontakt kamen – Orbán als Fußballer in unterklassigen Ligen und Vučić als glühender Fan –, jedoch beide im Fußball ein Zuhause fanden und diesem Sport treu blieben – so treu, dass er sogar in ihre Politik Einzug hielt. Die Jahre ihrer autoritären Herrschaft werden, zumindest im Falle Ungarns, langfristig von einer enormen Welle des Aus- und Neubaus von Stadien als Zeichen der Unterstützung für den heimischen Fußball gekennzeichnet sein. Bei Vučić hingegen bleibt bislang alles auf bloße Rhetorik beschränkt. Unlängst gab er beim Besuch einer südserbischen Stadt und im Lichte des begonnenen Wahlkampfes für die im Frühjahr 2020 zu absolvierenden Parlamentswahlen das Versprechen ab, nicht nur eines, sondern insgesamt sechs neue Stadien errichten lassen zu wollen. Jedes davon soll 20 Millionen Euro kosten und eine Kapazität von 8200 Besuchern fassen, von denen mindestens 99 Prozent aus professionellen Schlachtenbummlern bestehen würden. Diese haben sich seit dem Beginn der Jugoslawienkriege zu einer eigenen, ziemlich intransparenten Zunft unter der Schirmherrschaft des Staates zusammenschlossen und kommen in den Genuss von zugesicherten Arbeitsplätzen, Lohnzahlungen sowie Sozial- und Krankenversicherung. Bei dieser Gelegenheit ließ Vučić auch wissen, dass man sich „Ungarn, das Stadien und Fußballakademien baut“, zum Vorbild nehmen müsse. [1]

Die Idee über die Gründung von Fußballakademien in ihrer serbischen Spielart blickt auf eine ziemlich einschlägige Vorgeschichte zurück, denn bereits seit dem Beginn der 1990er Jahre, als sich Fans und Spieler der bedeutendsten nationalen Vereine (Roter Stern Belgrad, Rad Belgrad, Partizan Belgrad, Obilić Belgrad) zu einem Teil der Kriegs-, Populär- und Kriminalindustrie entwickelten, tragen sich sämtliche diesbezüglichen Geschehnisse in einem Graubereich zu. Fans wurden direkt für paramilitärische Einheiten rekrutiert (wobei die hierfür erforderliche Koordination von den damals angeblich zu Milošević in Opposition stehenden Parteien Serbische Erneuerungsbewegung und Serbische Radikale Partei vorgenommen wurde; als Generalsekretär letztgenannter Partei fungierte übrigens bis 2008 der nunmehrige Präsident Serbiens), Ausbildung und Verkauf von Spielern spülte die für die Aufstellung paramilitärischer Einheiten erforderlichen finanziellen Mittel in die Kriegskassen. Der im Jänner 2000 ermordete Kriegsverbrecher Željko Ražnatović Arkan kontrollierte während der 1990er Jahre den Fußballverein Obilić, während sich weitere führende Akteure der Politik und des Krieges anderen Vereinen zuwandten. Aleksandar Vučić hatte sich bereits vor seinem Aufstieg zur Macht im Jahre 2012 in die Reihen von Roter Stern begeben und repräsentiert somit einen Klub, dem ab den 1980er Jahren die Sympathien sämtlicher antijugoslawisch eingestellten Politiker galten. [2]

Fans wurden direkt für paramilitärische Einheiten rekrutiert (wobei die hierfür erforderliche Koordination von den damals angeblich zu Milošević in Opposition stehenden Parteien Serbische Erneuerungsbewegung und Serbische Radikale Partei vorgenommen wurde; als Generalsekretär letztgenannter Partei fungierte übrigens bis 2008 der nunmehrige Präsident Serbiens), Ausbildung und Verkauf von Spielern spülte die für die Aufstellung paramilitärischer Einheiten erforderlichen finanziellen Mittel in die Kriegskassen. Der im Jänner 2000 ermordete Kriegsverbrecher Željko Ražnatović Arkan kontrollierte während der 1990er Jahre den Fußballverein Obilić, während sich weitere führende Akteure der Politik und des Krieges anderen Vereinen zuwandten. Aleksandar Vučić hatte sich bereits vor seinem Aufstieg zur Macht im Jahre 2012 in die Reihen von Roter Stern begeben und repräsentiert somit einen Klub, dem ab den 1980er Jahren die Sympathien sämtlicher antijugoslawisch eingestellten Politiker galten. [2]

Als Vučić und seine Serbische Fortschrittspartei (SNS) sodann 2012 bei einer Sitzung des Verwaltungsrats des Klubs mittels eines Handstreiches die absolute Macht übernahmen, gestaltete man den Verein in einen Truppenübungsplatz zur Demonstration der eigenen politischen Macht um.

Schon bald begann der „Krieg“ gegen den Stadtrivalen Partizan, dem seither immer geringere finanzielle Mittel zuteil wurden und dessen Führung sich mit Angriffen seitens der Boulevardpresse und Fake-News-Kampagnen konfrontiert sah. Dieser Konflikt findet seinen Niederschlag auch auf den Fassaden zahlreicher Belgrader Gebäude, wo man als Zeichen des Protests gelegentlich auf Wandmalereien mit Konterfeis von Partizan-Spielern und Personen des öffentlichen Lebens trifft, die mit diesem Klub sympathisieren und offen gegen die SNS auftreten.

Die jüngsten Vorfälle im Zusammenhang mit Roter Stern und seinen Anhängern aus den Reihen der Fangruppierung Delije, die sich im Vorfeld und während des am 27. August 2019 ausgetragenen Spiels von Roter Stern Belgrad gegen den Schweizer Klub Young Boys Bern ereigneten, stehen in engem Zusammenhang mit der Ideologie der regierenden SNS, bei der es sich um das Ergebnis einer Transformation der ultranationalistischen Partei des Kriegsverbrechers Vojislav Šešelj handelt. [3]

Am Vorabend des Spiels hatten Fans von Roter Stern beschlossen, vor dem Stadion des von ihnen verehrten Teams einen Panzer als neues Klubsymbol aufzustellen.

Vereinzelten kritischen Stimmen aus der Öffentlichkeit begegneten sämtliche Klubverantwortlichen und die SNS mit einer Verteidigung des Panzers, indem man versicherte, dass es sich hierbei bloß um ein Modell handle und dass das, was man vor dem Stadion sehe – genauso wie auch die parallel erfolgte Installation eines gepanzerten Militärtransporters in der Nacht nach dem Einzug in die Gruppenphase der Champions League – nicht so zu verstehen sei, wie es den Anschein habe und all dies letztendlich sehr wohl eine „europäische Dimension“ besitze.

Fan-Offensive

Das gepanzerte Fahrzeug sei kein gepanzertes Fahrzeug, sondern „ein kleiner Lastwagen der Firma TAM [4] mit einem Gewicht von zwei bis drei Tonnen“, der Panzer sei kein Panzer, sondern ein „Modell mit Raupenketten“ (Stefanović [5]), wobei dieses „Modell“ (T55) im Kosovo und nicht in Vukovar zum Einsatz gekommen und völlig „ungefährlich“ sei, weil es (vorerst) über „keine Gefechtsmunition“ verfüge und als solches auf dem Vorplatz des Stadions von Roter Stern willkommen sei (so Stefanović, Vizebürgermeister Goran Vesić, der SNS-Abgeordnete Vladimir Đukanović und RoterStern-Generaldirektor Zvezdan Terzić). Dieser Logik folgen auch andere, im Diskurs der Staatsmacht zu vernehmende Umdeutungen: Die Radikalen sind demnach nicht radikal, sondern „Fortschrittliche“, aus angepassten Fliesenlegern und halbgebildeten, mit Megatrends mitschwimmenden Emporkömmlingen werden schnell Doktoren, und die Fans sind nicht bloß Fans, sondern die wahre Elite dieser Gesellschaft (Vučić), weshalb auch nach dem Spiel zwischen Roter Stern und den Young Boys ein wahrlich militaristisches Festspektakel stattfand, das, den Worten Zvezdan Terzićs zufolge, einem „Kleinen Gazimestan“ [6] geähnelt habe. Terzić, der den akademischen Titel eines Doktors mit seiner Dissertation „Der Einfluss von Führungsfiguren auf Transformationsprozesse im Sport“ erwarb, wusste zweifellos genau, was sich vor dem Stadion von Roter Stern zutrug und welche „Transformationsbotschaft“ der Öffentlichkeit damit vermittelt wurde.

„Vor einigen Tagen habe ich die Information erhalten, dass die Wehrpflicht wieder eingeführt wird“, teilte der Generaldirektor von Roter Stern mit und ließ nachdrücklich wissen, dass „alle die Helme aufsetzen und Panzer und Transporter besteigen werden müssen; sie mögen sich darauf vorbereiten“. [7]

Generaldirektor Terzić hatte hierbei zweifellos eine vormilitärische Ausbildung sowohl der Fans als auch der Spieler im Sinne, die nach dem Match auf einem gepanzerten Transporter herumfuhren, auf dem das Trikot des ehemaligen Kapitäns von Roter Stern, „Gardemitglied Giška“, einen Ehrenplatz erhalten hatte. Es handelte sich hierbei um das Leibchen von Vujadin Savić [8], der sich mit der „Rehabilitierung“ seines Verwandten Đorđe Božović Giška [9] , einem der Gründer der paramilitärischen Formation Serbische Garde, einen Namen gemacht hatte. Božovićs sterbliche Überreste wurden bei ihrer Exhumierung im Herbst 2017 für „nicht verwest“ befunden, sodass man es hier mit einem „göttlichen Wunder“ zu tun habe, das diesem ehemaligen Kriminellen einen vorteilhafteren Platz im „Pantheon“ der Schlachtenbummler ermöglichen soll. Und wenn dieser Platz schon nicht im Himmel liegt, dann doch zumindest in der militärischen Maschinerie des meisterlichen Teams befinden, was letztendlich auch geschah und eine Kontinuität in der militaristischen Geschichte dieses Klubs herstellte. Im Übrigen berief sich auch der Abgeordnete Vladimir Đukanović, ein glühender RoterStern-Anhänger, bei seiner Verteidigung der Umtriebe auf dem Stadionvorplatz auf eben diese legendenhafte Geschichte und betonte, dass „die Fans von Roter Stern vor allem für das Serbentum ihr Leben gelassen hatten“.

Fasziniert vom der Show der Fans nutzten die SNS-Vertreter diese zu ihren Gunsten versuchten, die Aufstellung militärischer Objekte zu verteidigen und sich darin zu überbieten, wer besser über militaristische Symbole europäischer Klubs Bescheid wusste: CSKA Moskau habe einen Panzer vor dem Stadion stehen, Arsenals Wappen zeige eine Kanone, während die Anhänger des italienischen Atalanta das Zermalmen von Autos zur Demonstration der Macht ihres Teams praktizieren würden. Warum sollte dann also nicht auch Roter Stern seinen Panzer haben, fragten sich die Fortschrittlichen; ihr gepanzerter Transporter werde über Waffen in Hülle und Fülle verfügen, und zudem bereite man ja auch eine Wiedereinführung der Wehrpflicht vor. Der Fernsehsender Pink brachte diesbezüglich in seiner Sendung Nationales Tagebuch einen eigenen Beitrag, in dem er die Tageszeitung Danas attackierte, die das Verhalten der Fans kritisiert hatte. Nachdem er die militärisch motivierten Embleme einzelner europäischer Klubs aufgezählt hatte, richtete ein Pink-Journalist an die „anwesenden Volksseelsorger“ die Frage, ob sie für oder gegen Europa seien. Oder, konkreter ausgedrückt, ob sie für ein kanonenbewehrtes Europa im Sinne von Vučić, Stefanović, Vesić und Đukanović eintreten würden, oder für ein anderes, den serbischen Gegebenheiten nicht ganz so naheliegendes und wenig vertrautes Europa, das sich (möglicherweise) einer Militarisierung der politischen Realität widersetzen würde.

Seitens der UEFA wurde im Übrigen bereits Stellung gegenüber dem Panzer von Roter Stern bezogen und mitgeteilt, dass man nichts gegen ein derartiges Symbol habe, solange „der Panzer nicht schießt“.

Letztendlich gleicht der Panzer vor dem RajkoMitić-Stadion ja auch bloß einem erstarrten Stahlkoloss, und nur umfassende forensische Untersuchungen würden es zutage bringen können, ob an seinen Raupenketten, mit denen im Jahre 1999 viele Orte im Kosovo niedergewalzt wurden, albanisches Blut klebt. Sollte dies der Fall sein, würde der Abgeordnete Đukanović wohl wissen lassen, dass er den Panzer nun noch mehr in sein Herz geschlossen habe und damit an seine angesichts der öffentlichen Kritik vorgebrachte Aussage anschließen, dass es sich um einen Panzer handle, der an der Operation zur „Befreiung“ Vukovars beteiligt gewesen sei.

Möge es Đukanović nun gefallen oder nicht, möge Stefanović den Panzer als Modell erachten oder auch nicht:

Die jüngsten Ereignisse zeugen davon, dass die Usurpation von Roter Stern seitens der SNS zu einer neuen Welle der Militarisierung dieses Klubs, seiner Anhänger und indirekt auch der in den letzten Tagen stark auf den Fußball fokussierten Gesellschaft führte, wobei der Sport zu einer „Nebensache“ in etwas viel Wichtigerem wurde, nämlich in der Demonstration der Macht.

Doch um wessen Macht ging es hier eigentlich? Um die Macht von Roter Stern? Keineswegs. Um die Macht von Generaldirektor Terzić und des Verwaltungsrats, der sich gerne mit seiner Kauf- und Verkaufspolitik von Spielern brüstet? Ganz bestimmt nicht. Wessen Macht sollte also wirklich zur Schau gestellt werden? Fungierten etwa die Anführer der Fangruppierungen als Planer und Drahtzieher all dieser Aktionen? Nun, wer aufmerksam die Berichterstattung einiger Medien verfolgte, stieß bestimmt auf Informationen über den enormen technologischen Entwicklungsstand dieser privilegierten Gruppe. Laut Meldungen der Boulevardzeitungen Novosti und Informer hätten die Fans eigenhändig und unter Nutzung ihrer eigenen intellektuellen und wirtschaftlichen Ressourcen den gepanzerten Transporter gebaut, der von seinen Eigenschaften, seinem Antrieb und seinem Aussehen her am ehesten der dritten Generation von nach NATO-Standards produzierten Militärtransportern ähnelt. Es erscheint absolut denkbar, dass es serbische Fans fertigbrachten, vom Jahre 1991 an, in dem der „nicht verweste“ Giška sein Leben ließ, bis zum heutigen Tage hochtechnologische Erzeugnisse zu entwickeln, die jenen des amerikanischen Konzerns General Dynamics gleichen. Vielleicht wurde dieser gepanzerte Transporter ja aus superleichten Verbundwerkstoffen gebaut. Dies würde bedeuten, dass sich im Verstand und Intellekt eines durchschnittlichen heimischen Fußballfans tatsächlich ein „göttliches Wunder“ zugetragen und sich dieser aus dem Bestand von Giškas hinterlassenem Erbe ausgerechnet für das Lesen und Lernen entschieden hätte, ganz so, wie auch dieser Kriminelle in seinen Gefängniszellen nach dem unbedingt erforderlichen Wissen für die Aufstellung paramilitärischer Einheiten zu streben gepflegt hatte. Eines ist indes sicher: Serbischen Fußballfans ist es neben dem Erlangen des Know-hows für den Bau achträdriger Kampftransporter auch gelungen, sich dank der gestohlenen Überreste des bei Buđanovci [10] angeschossenen F117-Bombers die Stealth-Technologie zu eigen zu machen, mit der jener Person eine Tarnkappe aufgesetzt wurde, die an diesem Abend mit ihnen im Transporter unterwegs war und deren Kampfeskraft gefeiert wurde. Es handelte sich hierbei um den aus Verbundwerkstoff hergestellten, unsichtbaren und allgegenwärtigen Tarnkappen-Präsidenten, der – mit den Eigenschaften von Giftgas ausgestattet – allen Beteiligtendieses Spektakels den Verstand vernebelte und Kampfeskraft einimpfte. Und nein, sie kehrten nicht in die 1990er Jahre zurück (wie sollte dies nach so vielen Jahrzehnten eines rasch voranschreitenden Fortschritts und einer umfassenden Demokratisierung auch möglich sein), sondern installierten als technische Avantgarde der gegenwärtigen Gesellschaft die 1990er Jahre gemeinsam mit „Giška“ auf dem Vorplatz des RajkoMitić-Stadions. Genau das Gleiche hatten sie zuvor bereits im Präsidentenpalast, im Parlament und in den anderen Institutionen getan.

Post Festum

Alle Diktatoren haben ihre kleinen Geheimnisse, die ihnen beim Treffen wichtiger Entscheidungen behilflich sind. Einige erfüllen alte, gefährliche Ideen mit neuem Leben, wie etwa Trump mit seinem Vorschlag, den der amerikanischen Küste gefährlich werdenden Wirbelstürmen mit Nuklearschlägen zu begegnen. Milošević hörte auf Astrologen, während Vučić über paranormale Fähigkeiten verfügt. Dies gab er einen Tag nach dem Spiel von Roter Stern gegen die Young Boys auf einer Pressekonferenz zu, als er gefragt wurde, wie er die Qualifikation seines Teams für die Champions League kommentiere. Nach einem kurzen Zögern ließ der Präsident wissen, dass im Verlaufe des Matches nicht nur die Stealth-Technologie zum Einsatz gekommen sei, sondern es da draußen auch irgendetwas jenseits der Grenzen des menschlichen Verstandes gebe – eine Dimension, in der die Twilight Zone der serbischen Politik ihren Anfang nehme. Denn er, Vučić, sei zwei Stunden vor Spielbeginn mit Generaldirektor Terzić beisammengesessen, und dabei sei ihm die Eingebung gekommen, dass ausgerechnet der Fußballer Aleksa Vukanović die Partie entscheiden könnte. Deshalb habe er Terzić aufgetragen, diesen Spieler telefonisch herzubeordern, woraufhin Vučić sich diesem vorgestellt und den Befehl erteilt habe: „Junge, schieß ein Tor!“ Was sich Aleksa Vukanović in diesem Augenblick gedacht haben könnte, verbleibt im Reich der Spekulationen, aber der Präsident ließ wissen, dass ihm der Spieler versprochen habe, seinen Auftrag zu erfüllen. Und tatsächlich erzielte er in der 59. Minute des Spiels ein Tor. 31 Minuten später erklommen alle den gepanzerten Transporter und fuhren in die siegreiche Nacht.

Übersetzung aus dem Serbischen von Arno Wonisch.

Eine kürzere Fassung des Textes wurde auf Peščanik.net erstpubliziert und ist hier nachzulesen: https://pescanik.net/made-in-budjanovci/

Das Foto verweist auf den Schriftsteller Miroslav Krleža und seine Sammlung von Antikriegserzählungen „Der kroatische Gott Mars“ (Hrvatski bog Mars) aus dem Jahr 1922.

Foto von Vera Vujošević aus der Ausstellung: KRLEŽA – SAN O DRUGOJ OBALI; Kulturni centar Beograda, 2012; Text: Bora Ćosić; Zeichner: Wostok, Igor Hofbauer, Damir Steinfl, Boris Stanić
http://www.designed.rs/news/krle%C5%BEa_san_o_drugoj_obali 

[1] Viktor Orbán legte nicht nur in Ungarn den Grundstein für die Rekonstruierung und Errichtung von Fußballstadien, sondern tat dies auch in allen Nachbarstaaten und hierbei im Besonderen in grenznahen Gebieten mit einem ungarischen Bevölkerungsanteil. So etwa wurden und werden dank seiner Investitionen Stadien in Lendava (Slowenien), Osijek (Kroatien), Bačka Topola (Serbien) und auch in Rumänien, der Slowakei sowie in der Ukraine errichtet. Anlässlich der Eröffnung des Stadions in Bačka Topola wandte sich Orbán mit folgenden Worten an die anwesenden Jugendlichen: „Seid aufrichtig, mutig, stark und macht Euren Weg; und wenn die Zeit gekommen sein wird, vergesst nicht, der Heimat all das zurückzugeben, was sie Euch gegeben hat. Macht Serbien und Ungarn groß.“

[2] Roter Stern Belgrad konnte als bislang letzten großen internationalen Erfolg im Jahre 1991 in Bari den Europapokal der Landesmeister gewinnen, wobei dieser Erfolg in der heimischen Öffentlichkeit als nationalistische Befeuerung für eine Mobilmachung genutzt wurde. Dem Sieg in Bari wohnten rund 20.000 Angehörige der Fangruppierung Delije bei, die von Željko Ražnatović Arkan unter der Schirmherrschaft des Staatssicherheitsdienstes zum orthodoxen Weihnachtsfest 1989 gegründet worden war.

[3] Die Militanz und die Manipulierung der Fanstrukturen gehen auf das abgebrochene Spiel zwischen Roter Stern und Dinamo Zagreb im Zagreber Maksimir-Stadion vom 13. Mai 1990 zurück und erfahren seitdem eine Fortführung. Bei diesem Spiel begaben sich die von Željko Ražnatović Arkan angeführten Delije in einen offenen Konflikt mit den sich Bad Blue Boys nennenden Fans des Klubs aus der kroatischen Hauptstadt, im Zuge dessen das Stadion und mehrere Straßenzüge Zagrebs verwüstet sowie Fahnen der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawiens in Brand gesteckt wurden.

[4] Hierbei handelt es sich um die 1946 gegründete und im slowenischen Maribor ansässige Firma TAM, die im gesamten ex-jugoslawischen Raum weitverbreitete Nutzfahrzeuge herstellte.

[5] Nebojša Stefanović, Innenminister und Vizevorsitzender der SNS; gegen ihn stehen Vorwürfe im Raum, wonach es sich bei seiner Dissertation um ein Plagiat handeln soll.

[6] Gazimestan ist eine nördlich von Priština gelegenen Erhebung, auf der im Jahre 1389 die Schlacht auf dem Amselfeld stattfand. An diesem Ort hielt der sich gerade im politischen Aufstieg befindende Slobodan Milošević anlässlich der Feierlichkeiten zum 600. Jahrestag eben jener Schlacht am 28. Juni 1989 eines seiner größten Meetings ab, wobei man schätzt, dass dieser Veranstaltung rund zwei Millionen Menschen beiwohnten.

[7] Entsprechend diesem staatlichen Imperativ wird in Serbien bereits seit einigen Jahren Propaganda für einen verpflichtenden Wehrdienst und eine Stärkung der Armee und ihrer Traditionen betrieben – sei es in zeitweiligen Kampagnen oder in im Fernsehen ausgestrahlten Endlosserien, die für ein attraktives und aufregendes Studentenleben an der Militärakademie werben.

[8] Vujadin Savić, Fußballer und Teil der „Seitenblicke-Gesellschaft“, Sohn von Dušan Savić, eines einst gefeierten Fußballers von Roter Stern.

[9] Đorđe Božović Giška (1955–1991), Krimineller, Fan und gemeinsam mit Vuk Drašković, dessen Partei sich heute in einer Koalitionsregierung mit der SNS befindet, Mitbegründer der paramilitärischen Formation Serbische Garde.

[10] Buđanovci, Dorf in der Vojvodina, bei dem am 29. März 1999 ein mit der Tarnkappen-Technologie hergestelltes Flugzeug des Typs F117A Nighthawk der US Air Force abgeschossen wurde.