DER WERT DES MINDESTEN

Das Jahr des Widerstands

Rede von Evelyn Schalk auf der Do!Demo in Graz am 14. März 2019

LIVE-VIDEO (c) do!Graz

Das Mindeste verringern, jenen nehmen, die am wenigsten haben, denen geben, die am meisten besitzen, das Wertvollste zu Fall bringen, jenen den Boden wegziehen, die sich kaum auf den Beinen halten können, sie aus dem letzten Gleichgewicht werfen, das noch blieb, nach denen treten, die man schon nach ganz unten befördert hat.

Das ist das Programm der schwarzblauen Bundesregierung.

Es ist aber auch die Verantwortung des Zulassens.

Im viertreichsten Land Europas und zehntreichsten Land der Welt bezahlt man keine Vermögens- und kaum Erbschaftssteuer, aber man bezahlt für den Mangel – an Vermögen, an Erbe, an Kapital. Die, die am wenigsten haben, bezahlen den höchsten Preis: das Recht auf ein menschenwürdiges Leben. Ein solches nennen die Mitglieder dieser Bundesregierung zynisch „Abhängigkeit“, die sie beseitigen wollen.

Evelyn Schalk
Foto (c) Alexander Danner

Aber was bedeutet es, Menschen das Mindeste, also das Notwendigste, nicht zuzugestehen? Es bedeutet, den Wert eines Menschen nach seinem Besitz, seiner Herkunft, seiner Sprache, seiner körperlichen Verfassung, seines Alters, seines Geschlechts, seiner Vorfahren, seiner Papiere zu bemessen. Das heißt, Menschenleben unterschiedliche Werte zuzuschreiben.

Gerade in Österreich sollten wir wissen, was das bedeutet: Menschsein definiert durch Unterschied und Wertigkeit.

In diesem Mehr-wert-als bzw. Weniger-wert-als wird die Grundlage für Entmenschlichung gelegt.

Und alle werden es gewußt haben.

Diese Bundesregierung demoliert systematisch die Basis für ein friedliches Zusammenleben.

Es ist die alte Strategie. Sie ersetzen soziale Fragen durch nationale.

Denn so meinen sie das zu verhindern, was für ihre Macht die größte Gefahr darstellt: die Solidarität der Menschen. Denn diese ist tatsächlich das Gegenteil von Abhängigkeit.

Deshalb sind wir heute Abend hier, und werden es auch weiterhin sein: Fix zam.

Dieser Widerstand ist die Verantwortung einer ganzen Gesellschaft und jedes ihrer Mitglieder.

Denn auf dem Spiel steht alles, wenn die Grundlage – das Mindeste nicht mehr sicher gestellt wird.

Ausnahmslos für alle.

Beitragsfoto (c) Otmar Lichtenwörther